Die Schadensminderung im Fokus der Suchtpolitik?
Nirgends zeigen sich der fachliche Handlungsbedarf und die politischen Herausforderungen in der Suchthilfe so deutlich und kontrovers wie in der Schadensminderung. Vor dem Hintergrund der aktuellen Crack-Krise und in der Ungewissheit über die missbräuchliche Verwendung synthetischer Opioiden, rückt die Schadensminderung in den Fokus, mit dem die Defizite bestehender Angebote und Strukturen erkennbar werden.

Crack-Krise und Studie Hochschule Luzern
Die aktuelle Crack-Krise sowie die zunehmende Sorge, dass synthetische Opioide wie Fentanyl oder Nitazen ihren Weg in die Schweiz finden, fordert die Kantone mit grossen urbanen Zentren und zahlreiche Städte in der ganzen Schweiz heraus. Die Thematik erfuhr 2024 eine hohe mediale Beachtung.
Unter diesen Vorzeichen vertiefte die Konferenz der kantonalen Beauftragten für Suchthilfe (KKBS) Erkenntnisse und Empfehlungen aus der Studie der Hochschule Luzern (HSLU) zur (inter)kantonalen Steuerung der Suchthilfe. Die Studienautoren empfehlen den Kantonen, die Strukturen der Suchthilfe anzupassen. Betroffen sind Themen wie die politische Steuerung, bedarfsgerechte Angebotsplanung, Chancengleichheit, nachhaltige Finanzierung sowie die Revision von strategischen und gesetzlichen Grundlagen in den Kantonen.
Die KKBS betont die grundsätzliche Notwendigkeit, prioritär die Angebote der Schadensminderung zu stärken. Aus fachlicher Sicht fehlen vielerorts in der Schweiz notwendige Angebote: Ein Teil der Bevölkerung hat keinen oder nur einen beschränkten Zugang. Ohne solche Angebote kann neuen Phänomenen wie Crack oder Fentanyl nicht wirkungsvoll begegnet werden.
Positionspapier Schadensminderung
Aus diesen Überlegungen heraus hat die KKBS ein Positionspapier mit strategischen Empfehlungen an die Kantone zur Stärkung der Schadensminderung ausgearbeitet. Die KKBS empfiehlt den Kantonen, ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes Angebot zu gewährleisten und den niederschwelligen Zugang zu den Angeboten sicherzustellen sowie die Angebote der Schadensminderung zwischen Kantonen und Städten/Gemeinden zu koordinieren. Diese Thematik wird die politischen Gremien der SODK weiterhin beschäftigen.
Stärkung der interkantonalen und regionalen Zusammenarbeit
Ein zentrales Element der Empfehlungen der HSLU ist die Verstärkung der interkantonalen und regionalen Zusammenarbeit. Die KKBS prüft derzeit die Möglichkeit, in einer Region der Schweiz ein Pilotprojekt zur Verbesserung der institutionalisierten Zusammenarbeit durchzuführen.
Die KKBS ist selbst einen Schritt vorangegangen. Um die Zusammenarbeit in den Regionen zu verbessern, sind in der KKBS neu vier Regionalgruppen vorgesehen.